Als Teil eines Beobachtungsexperiments versenkten Forschende den Kadaver einer Kuh im Südchinesischen Meer. In 1.629 Metern Tiefe dokumentierten sie erstmals acht Pazifische Schläferhaie (Familie Somniosidae) beim Fressen – ein außergewöhnlicher Einblick in Verhalten und Verbreitung dieser schwer zu beobachtenden Tiefseebewohner.
Erster Nachweis in der Region
Die Aufnahmen entstanden südöstlich der Insel Hainan im nördlichen Teil des Südchinesischen Meeres. Nach Angaben des leitenden Forschers Han Tian markiert der Fund den ersten dokumentierten Nachweis eines Pazifischen Schläferhais in dieser Region und deutet auf eine südwestliche Ausweitung seines bekannten Verbreitungsgebiets hin.
„Dieses Ergebnis ist der erste registrierte Fall eines Pazifischen Schläferhais im Südchinesischen Meer und legt eine Ausdehnung seines Areals nach Südwesten nahe.“ — Han Tian
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— Ocean-Land-Atmosphere Research (@OLARjournal) July 16, 2025
Hierarchien am Aas
Die Videoanalyse zeigte deutliche Unterschiede im Fressverhalten: Größere Tiere attackierten den Kadaver direkt und energisch, kleinere näherten sich vorsichtiger. Zudem bildeten die Haie eine Art Reihenfolge, die einer hierarchischen Organisation folgte – ähnlich den Mustern, die man von Haiansammlungen an treibenden Walkadavern kennt. Die Forschenden beobachteten außerdem eine Trennung nach Größe und Geschlecht.
Begleitfauna aus der Tiefe
Neben den Haien registrierte das Team weitere Tiefseeorganismen: unter anderem Copepoden, die sich am Kopf der Haie und am Rinderkadaver zeigten, sowie einen Schneckenfisch und farbige Amphipoden. Diese Funde zeichnen ein erweitertes Bild des Nahrungsnetzes in großer Tiefe.
Warum der Fund zählt
Schläferhaie wurden historisch vor allem im Nordpazifik dokumentiert – von Japan und dem Beringmeer bis Alaska und Kalifornien. Die nun entstandenen Aufnahmen gehören zu den ersten, die diese Haie im Südchinesischen Meer zeigen. Der Fund erweitert nicht nur das Wissen über ihre Verbreitung, sondern wirft auch Fragen nach den ökologischen und umweltbedingten Faktoren auf, die Bewegungen und Verhalten in der Tiefe steuern.
„Dieser Fund erweitert unser Verständnis ihrer Verteilung und wirft Fragen zu Umwelt- und Ökofaktoren auf, die diese Veränderungen antreiben.“ — Han Tian